Lieselotte-Templeton-Preis für Studierende

Wir haben es geschafft! Die Jungen Kristallographen der DGK haben einen Preis ins Leben gerufen, der den jüngsten Wissenschaftlern gewidmet ist: den Studierenden. Ab dem kommenden Jahr wird die DGK bis zu drei Preise für die besten Abschlussarbeiten (Bachelor, Master, Diplom oder Ähnliches) im Bereich der Kristallographie überreichen.

Merge of two fotos. Foreground: Lieselotte Templeton, background: foto of her hometown Breslau at night
Lieselotte Templeton vor ihrer Heimatstadt Breslau. Foto bearbeitet durch Constantin Buyer.

Wie kann man sich bewerben?

Bewerbungen können sowohl von den Studierenden selbst als auch von ihren Betreuern eingereicht werden.

Sendet folgende Dokumente an die Chairs der Jungen Kristallographen oder dem Vorsitzenden des Preiskomitees:

  • Empfehlung des Betreuers/Professors (max. 1 Seite)
  • Zusammenfassung der Arbeit, verfasst vom Studierenden (max. 1 Seite)
  • Lebenslauf des Studierenden
  • weitere Unterlagen, die die Bewerbung unterstützen (der aktuellen Ausschreibung zu entnehmen: News -> Aufruf zu Nominierungen für den Lieselotte-Templeton-Preis)

Was erhaltet ihr?

  • Urkunde
  • Finanzierung der Teilnahme an der nächsten DGK-Jahrestagung (Konferenzbeitrag, Konferenzdinner, Reisekosten bis zu 500 €)
  • Mitgliedschaft in der DGK für 3 Jahre
  • Möglichkeit (aber nicht Pflicht), die eigene Forschung als Fachvortrag während der Konferenz zu präsentieren

Viel Erfolg für eure Bewerung!

Wie haben wir den Namen ausgewählt?

Die Jungen Kristallographen baten alle DGK-Mitglieder, geeignete Namen für diesen Preis vorzuschlagen und erhielten viele, sehr schöne Ideen. Während der virtuellen DGK-Tagung 2021 wurde über den Namen abgestimmt. Lieselotte Templeton ist eine wunderbare Namensgeberin für den Studierendenpreis der DGK, denn die Forschungen dieser deutschen Kristallographin haben die Methoden von Proteinkristallographen, aber auch von Physikern und Chemikern stark beeinflusst. Zudem beeindruckte sie die jungen Studierenden durch ihre herzliche Persönlichkeit.

Für alle von euch, die bisher noch nichts von Lieselotte Templeton gehört haben, folgt jetz ein kurzer Lebenslauf, basierend auf Wikipedia [1], sowie den Nachrufen zu ihr [2] und ihrem Ehemann David Templeton [3]. Viel Spaß!

Leben und Arbeit von Lieselotte Templeton

Lieselotte Templeton (geborene Kamm) wurde 1918 in Breslau, damals Deutschland geboren. Sie war ein Kind einer modernen, säkularen, jüdischen Familie. Sicherlich hatten ihre gut ausgebildeten Verwandten einen starken Einfluss auf sie (ihr Vater war Anwalt, ihr Onkel Otto Stern war Physiker und ihr Onkel Kurt Stern war Botaniker). Im Jahr 1933, verließ die Familie Deutschland, da sie die nahenden Ereignisse vorhersah. Während der nächsten drei Jahre beendete Lieselotte ihre Schulausbildung in Versailles, Frankreich. Danach emigrierte die Familie in die USA.

Lieselotte studierte in Berkeley und schloss ihren Bachelor im Jahr 1946 und ihren Doktor im Jahr 1950 ab. Während ihrer Promotion arbeitete sie am Plutoniumprojelt des Manhattan District. Während dieser Zeit traf sie auch ihren zukünftigen Ehemann David Templeton mit dem sie die gleichen Vorlesungen besuchte. Nachdem die Regeln gegen Vetternwirtschaft gelockert wurden, arbeiteten sie gemeinsam an vielen Projekten und hatten ihre aktivste Arbeitsphase.

Lilo programmierte das analytische Absorptionsprogramm AGNOST/ABSOR, welches ihr half die Kristallstrukturen verschiedener Selten-Erd-Verbindungen zu lösen. Es war außerdem besonders wichtig für die Untersuchung anomaler Dispersion an Absorptionskanten mit Synchrotronstrahlung. Ihre Messungen an Cäsium- und Selten-Erd-Verbindungen haben die außergewöhnlich großen Effekte gezeigt, die an L-Absorptionskanten auftreten [2, a, b, c]. Diese Untersuchungen führten zur Entwicklung einer Technik, die resonante Streuung verschiedener Wellenlängen nutzt, was heute eine Standardmethode der Proteinstrukturanalyse ist [3]. Weiterhin nutzten Lieselotte und David die polarisierte Natur der Synchrotronstrahlung, um die Existenz von Röntgen-dichroism in ansitropen Molekülen nachzuweisen [d, e]. Damit waren sie in der Lage, polarisierte, anomale Streuung experimentell zu beweisen [4]. Für ihre gemeinsame Arbeit erhielten die Templetons im Jahr 1987 den Patterson Award für die Nutzung, Messung und Analyse von resonanter Röntgenstreuung [3].

Lieselotte Templeton starb im Jahr 2009 in Berkeley, Kalifornien (USA), ein Jahr vor ihrem Ehemann.

Meinungen über Lieselotte Templeton

Frederick Hollander [2]:

Was ich jedoch anfangs und auch danach immer wieder bei ihr gesehen habe, war, dass sie ihren Erfolg als Wissenschaftlerin nicht mit ihrer Herzlichkeit in Konflikt gebracht hat. Ich schätze ihren Wert als Kristallographin so ein, dass ihr Beitrag nicht nur in ihren Forschungen und Veröffentlichungen bestand, so wichtig diese auch sind. Ebenso wichtig wird auf lange Sicht sein, was sie als Person war, der Inbegriff einer liebenswürdigen Wissenschaftlerin.

Frances Jurnak [2]:

Obwohl ich sie damals, als ich noch Studentin war, nicht als meine Art von Vorbild ansah, habe ich im Laufe meines Lebens zu schätzen gelernt, wie erfolgreich sie sich eine wissenschaftliche Nische geschaffen hat und eine sehr enge, intellektuelle Gefährtin für David war, während sie gleichzeitig Mutter von zwei Kindern war.

Die wichtigsten Publikationen von Lieselotte Templeton

  • [a] J. C. Phillips, D. H. Templeton, L. K. Templeton, K. O. Hodgson: LIII-Edge Anomalous X-ray Scattering by Cesium Measured with Synchrotron Radiation, Science 201 257 (1978), https://doi.org/10.1126/science.201.4352.257.
  • [b] L. K. Templeton, D. H. Templeton, R. P. Phizackerley: L3-Edge anomalous scattering of x-rays by praseodymium and samarium, J. Amer. Chem. Soc. 102 1185 (1980), https://doi.org/10.1021/ja00523a057.
  • [c] K. O. Hodgson, J. C. Phillips, L. K. Templeton, D. H. Templeton: Anomalous scattering of X-rays by cesium and cobalt measured with synchrotron radiation, Acta Cryst. A 36 436 (1980), https://doi.org/0.1107/S0567739480000940.
  • [d] D. H. Templeton, L. K. Templeton: Polarized X-ray absorption and double refraction in vanadyl bisacetylacetonate, Acta Cryst. A. 36 237 (1980)
  • [e] L. K. Templeton, D. H. Templeton: X-ray dichroism and polarized anomalous scattering of the uranyl ion, Acta Cryst. A 38 62 (1982), https://doi.org/10.1107/S0567739482000114.

Quellen

  • [1] Wikipedia
  • [2] ACA RefleXions, American Crystallographic Association, 1 (2010), Frederick Hollander, Link
  • [3] Obituary on David Templeton, Link
  • [4] Women of science: righting the record, Kass-Simon, G. and Farnes, P., 1931-1985., Nash, D., 1st Midland book. Indiana University Press, Bloomington 1993, ISBN 0253208130, OCLC 28112853.