„Pozdravy z Prahy“ oder Grüße vom 25sten IUCr-Kongress in Prag

Verfasst von  Hagen Poddig, Promotionssstudent im Bereich der anorganischen Chemie der TU Dresden.

Da das Jahr 2020 von der Corona-Pandemie beherrscht wurde, mussten Veranstaltungen verschoben werden, so auch der 25. IUCr-Kongress in Prag. Jetzt, Mitte August 2021, wurde die Konferenz endlich mit einem hybriden Konzept realisiert, wodurch eine Teilnahme sowohl von zu Hause als auch vor Ort möglich war. Da diese internationale Konferenz Menschen aus der ganzen Welt anzieht, konnten alle Interessierten online an der Konferenz teilnehmen, so dass niemand zurückgelassen wurde. Glücklicherweise war es möglich, von Deutschland aus in die Tschechische Republik zu reisen, und so konnte ich die Konferenz vor Ort in Prag genießen. Etwa 300 Personen nahmen persönlich teil, wobei sich insgesamt 1600 Teilnehmer für die Veranstaltung angemeldet hatten, was zu einem vielfältigen Programm für die ganze Woche führte.

Persönlich auf einer Konferenz zu sein, war noch immer etwas seltsam, da ähnliche Treffen für mich schon eine ganze Weile her sind. Dieses Gefühl verflog schnell, als ich feststellte, dass auch ein paar Kollegen der DGK an der Tagung teilnahmen, die ich schon lange nicht mehr getroffen hatte. Als ich die ersten Jungen Kristallographen vor Ort traf, wurde ich ermutigt, für Berlin als Austragungsort des IUCr-Kongresses im Jahr 2029 zu werben. Diese Gelegenheit habe ich direkt genutzt, um mich den Jungen Kristallographen anzuschließen, die mich herzlich aufgenommen haben.

Hagen in front of the IUCr 2029 poster
Hagen in front of the IUCr 2029 poster

Der 25. IUCr-Kongress war meine erste internationale Konferenz im Fachbereich Kristallographie. Als Doktorand auf dem Gebiet der anorganischen Chemie an der TU Dresden freute ich mich darauf, meine jüngsten Ergebnisse über ungeordnete Strukturen von Seltenerdmetalltelluriden zu diskutieren. Glücklicherweise umfasst das Gebiet der anorganischen Chemie ein recht breites Spektrum an Themen, und da ich mich für Struktur-Eigenschafts-Beziehungen interessiere, bot mir die Konferenz zahlreiche Vorträge zu verwandten Themen.

Microsymposa and Plenarvorträge

Das Konferenzprogramm selbst war vollgepackt mit vielen interessanten Themen. Im Gegensatz zu meinen früheren Erfahrungen mit Konferenzen war der Zeitplan mit drei parallelen Plenarvorträgen und acht parallelen Mikrosymposien am Morgen und am Nachmittag über sieben Tage hinweg unglaublich konzentriert. Die vorgestellten Themen deckten viele verschiedene Aspekte der Kristallographie ab, insbesondere über den Einsatz von Beugungstechniken. Im Vergleich zu meinen bisherigen Erfahrungen mit den Konferenzen der DGK wurde eine größere Vielfalt an Themen präsentiert, wobei die Beugung als Bindeglied zwischen Physik, Chemie, Biologie, Materialwissenschaften und vielen weiteren Disziplinen diente. Aufgrund des hybriden Konzepts waren nur wenige Redner persönlich für ihren Vortrag anwesend und die meisten Präsentationen wurden online gehalten. Dies führte jedoch zu einigen interessanten Situationen, insbesondere bei der Beantwortung von Fragen nach jedem Vortrag. Da gleichermaßen viele Symposien online moderiert wurden, war die Koordinierung der Fragen aus dem Publikum online und vor Ort eine Herausforderung für das technische Personal und den Chair, weshalb es etwas weniger reibungslos als bei einer vollständigen Online- oder Offline-Veranstaltung. Dennoch waren die meisten Sitzungen von solchen Situationen nicht betroffen und boten eine gute Plattform für den wissenschaftlichen Austausch.

two views on microsymposia and the lecture halls
Zwei Ansichten der Mikrosymposien und der Vortragssäle. Einige Sprecher waren persönlich anwesend
Fotos von Constantin Buyer.

Poster-Sessions

Im Gegensatz zu dem gut ausgearbeiteten Konzept für die Präsentationen verlief die Postersession etwas anders, da nur wenige Poster vor Ort präsentiert wurden. Dies führte für mich zu der unglücklichen Situation, einen Großteil der ausschließlich online präsentierten Poster zu verpassen. Nichtsdestotrotz war die Konferenz, von einigen Ausnahmen abgesehen, aus wissenschaftlicher Sicht insgesamt ein Erfolg.

Two photos of the poster area. Left: close up on three posters. Right: top view of the area.
Zwei Fotos des Posterbereichs. Links: Nahaufnahme von drei Postern. Rechts: Der Posterbereich aus der Vogelperspektive.
Fotos von Constantin Buyer

Sightseeing

Bei diesem reichhaltigen wissenschaftlichen Programm war es gar nicht so schlimm, die eine oder andere Sitzung auszulassen, um sich zu erholen und die wunderbare Stadt Prag zu erleben. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten, wie die Burg, die Karlsbrücke und die astronomische Uhr, konnten besichtigt werden, was das Gesamterlebnis der Konferenz abrundete. Die Konferenz bot auch verschiedene Aktivitäten, wie eine Bootstour auf der Moldau oder ein Konzert mit klassischer Musik, bei dem natürlich Dvořák gespielt wurde. Das Konferenzdinner wurde in einem alten, schönen Haus mit Live-Musik und einem Buffet veranstaltet. Das Essen war sehr gut, wenn auch etwas knapp bemessen, was dazu führte, dass als Nachspeise Popcorn nachgereicht wurde, nachdem das geplante Dessert nicht mehr vorrätig war. Die Live-Musik und die Location machten dieses Manko wieder wett, und es war ein spannender Abend.

Some impressions of Prague. Main picture: Prague Castle from the distance. Inlays: market place, different view on Prague Castle, old tram, and sculptures in a park.
Einige Eindrücke von Prag. Hauptbild: Prager Schloss aus der Ferne. Kleinee Bilder: Marktplatz, ein anderer Blickwinkel auf das Schloss, eine alte Tram und Skultpuren im Park.
Fotos von Constantin Buyer.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Konferenz ein abgerundetes Hybridkonzept mit nur kleinen Hindernissen und vielen interessanten Vorträgen bot. Auch wenn man sich um die aktuelle Situation kümmern muss, war das Treffen mit alten und neuen Kollegen auf der Konferenz mein persönliches Highlight und ich werde die Konferenz in guter Erinnerung behalten.