26th Congress and General Assembly of the International Union of Crystallography (IUCr) – Ein Reisedialog

Von Florian Meurer und Tina Weigel

 

Hallo liebe Junge KristallographInnen,

wir sind Florian Meurer von der Universität Regensburg und Tina Weigel von der TU Bergakademie Freiberg und wir wollen euch nun mit auf unsere Reise nach Melbourne nehmen, wo die 26. IUCr Konferenz vom 22.08. bis 29.08.23 stattfand.

Tina: Seitdem ich mit meiner Promotion am Institut für Experimentelle Physik angefangen habe, war für mich das große Ziel 2023 auf die IUCr nach Melbourne zu fahren. Ich habe schon zu Beginn meiner Promotion von den Kollegen von der Konferenz gehört und mir immer gesagt: „bis dahin musst du durchhalten“. Am 20.08 war es nun endlich soweit und ich saß, auch Dank eines Reisestipendiums der DGK, im Flugzeug in Richtung Melbourne. Dem entsprechend voller Vorfreude war ich dann in der Eröffnungssession. Hier ein Foto mit der tollen Bühnendekoration.

Bühnendeko im Plenarsaal.

Ich habe die Möglichkeit bekommen die Ergebnisse meiner Promotion, die sich nun schon in den letzten Zügen befindet vorzustellen, was auch eine gute Übung für die bald anstehende Verteidigung ist. Allerdings habe ich bisher nur wenig Vorträge gehalten und schon gar nicht auf so einer großen Konferenz. Deswegen war ich auch wirklich nervös vor dem Vortrag. Florian, wie hast du von der ICUr erfahren?

Florian: Bei mir gings schon letztes Jahr in der Gruppe viel um diese Mega-Kristallographiekonferenz am anderen Ende der Welt! Besonders nachdem die letzte IUCr in Prag leider zu großen Teilen digital ablief war natürlich das Interesse sehr, sehr groß, nach Melbourne zu fliegen und teilzunehmen. Ich war schon ein paar Tage vorher da und habe am Workshop zur Quantenkristallographie teilgenommen und selbst Teile des Olex2-Workshops gehalten. Das war beides super interessant und ich habe viele neue Leute aus diesen Communities kennenlernen dürfen. Auch besonders von der Einführungsveranstaltung, welche sehr durch Tanz und Musik der australischen Ureinwohner geprägt war, aber auch von der spannenden Ewald-Vorlesung von Wayne Hendrickson war ich absolut begeistert. Dann aber gings ja erst richtig los! Tina, wie war denn nun dein Vortrag?

Tina: Der lief richtig gut. Es gab zwar beim Hochladen der Präsentation ein paar technische Probleme, aber der technische Support auf der Konferenz war echt super und hat schnell darauf reagiert und eine Lösung gefunden. Ich habe einen Vortrag im Microsymposium „Functionality from Broken Inversion Symmetry“ mit dem Titel “The structure of a ferroelectric, commensurate low temperature phase of YMn2O5“gehalten. Emma McCabe und Anthony Phillips haben das Microsymposium mit sehr viel Freundlichkeit und warmen Worten geleitet, so das eine wirklich angenehme Atmosphäre für alle Vortragenden geschaffen wurde, was einen auch half mit der Nervosität umzugehen. Passenderweise hatte ich auch auf alle Fragen eine Zusatzfolie parat, was auch einen positiven Eindruck hinterlassen hatte. War also alles ganz ok und man hat sich wie immer zu viele Gedanken im Voraus gemacht. Florian, hattest du einen Vortrag oder ein Poster und wie war deine Präsentation?

Florian: Wow das klingt ja super! Ich habe mit einem Poster zur Quantenkristallographie teilgenommen, da ich noch nicht wusste, ob ich das Thema bis zur Konferenz abrunden kann. Mein Thema war ein Vergleich verschiedener Elektronendichtemodellierungsarten und welche Einblicke die Resultate in die Chemie einer Organometallverbindung liefern können. Von den vielen, vielen Vorträgen – es gab ja mehr als 100 Symposia – haben mir besonders die Keynote-Lecture von Simon Grabowsky zur Wellenfunktionsbasierten Quantenkristallographie sowie verschiedene Talks zur Auswertung der Cambridge Crystallographic Database gefallen. Besonders hervorgestochen hat für mich aber auch der Vortrag von Anders Madsen. Dessen Saal war zum Thema Machine Learning zur Strukturlösung komplett überfüllt, wie du auf diesem Foto gut erkennen kannst.

Zum Bersten gefüllter Vortragssall von Anders Madsen bei seinem Vortrag zu Thema Machine Learning zur Strukturlösung.

Tina, was hat dir denn auf der Konferenz am Besten gefallen?

Tina: Oh na da gab es einiges! Das breit aufgestellte wissenschaftliche Programm war echt toll.  Es hat, meiner Meinung nach, alle Fachbereiche der Kristallographie gut abdeckt und widergespiegelt. Außerdem gab es Beiträge zu Bereichen wo ich einen Beitrag der Kristallographie gar nicht erwartet hätte, wie z. B. in der Raumfahrt. Das Konferenzzentrum hat mir auch sehr gut gefallen. Es war am Anfang zwar schwer die Vortragsräume zu finden, aber so bald man den Weg dann auch kannte, war es kein Problem mehr. Von dort hatte man auch so einen schönen Blick auf die Melbourner Skyline am Fluss Yarra. Hier, ich zeig dir ein Foto von der Postersession.

Ausblick auf Melbourne während der Postersession.

Ein großes Lob geht auch die Organisatoren, die für eine wirklich schöne und familiäre Konferenz gesorgt haben.  Es lief alles ohne größere Probleme ab und neben den wissenschaftlichen Austausch wurden auch Freizeitaktivitäten wie geführte Touren in die Umgebung angeboten oder man konnte beim Bau einer Kristallstruktur helfen und dort neue Leute kennen lernen. Generell fand ich die australische Lässigkeit super angenehm und ansteckend. Wie fandst du die Konferenz?

Florian: Zur Postersession kann ich auch ein Foto beitragen! Hier siehst du mich vor meinem Posterbeitrag.

Florian vor seinem Poster zum Thema Quantenkristallogrphie.

Ansonsten kann ich dir nur zustimmen. Es herrschte eine super Atmosphäre auf und abseits der Konferenz. Und wie war dein Eindruck von den Social Events? Besonders viel hat man ja vom Event von Dectris gehört, wo wohl keine Kosten und Mühen gescheut wurden um einen unvergesslichen Abend zu bescheren. Ein Event von Rigaku fand sogar im Zoo statt! Leider habe ich es zu keinem der abendlichen Events geschafft und auch das Konferenzdinner musste ich leider kurzfristig aufgrund einer eintägigen Krankheit ausfallen lassen. Allerdings habe ich am Rigaku „Fun Run“ teilgenommen, bei dem morgens eine etwa fünf Kilometer lange Strecke durch die Queen Victoria Gardens geführt hat. Neue Bestzeit für mich – das australische Klima war wirklich sehr angenehm! Wie fandest du es denn, konntest du zu einem Firmenevent gehen?

Tina: Auf den Firmenevents war ich leider nicht. Da war ich zu nervös wegen meines Vortrages.

Aber ich fand die Welcome Reception sehr schön. Dort gab es eine kleine Tiershow mit einheimischen Tieren, da hat man richtig was gelernt über die australische Tierwelt und man wurde direkt in Australien mit einem Känguru im nachgemachten Beutel begrüßt. Die Tiere gehören zu einem Wild Life Sanctuary, in dem verwaiste und verletzte Tier gepflegt werden bis sie, leider nur teilweise, wieder ausgewildert werden können. Richtig cool war auch das Konferenzessen im Melbourne Museum. Da hatte man die Möglichkeit durch die Ausstellungen zu spazieren und konnte z. B. Dinosaurierskelette anschauen. Schau hier…

Gute Gesellschaft beim Konferenzessen im Melbourne Mesuem.

Leider musste man für das Essen etwas länger anstehen und so konnte man die Ausstellung, die Band und den DJ gar nicht richtig genießen. Aber ein Museum als Veranstaltungsort zu wählen war echt eine tolle Idee. Hattest du denn auch nebenbei noch etwas Zeit die Stadt zu erkunden?

Florian: Ja das ging super. Durch die tolle Lage des Konferenzzentrums war man ja mitten im Geschehen! Besonders die Stadt bei Nacht und der Victoria Southern Market sind mir sehr lebendig im Gedächtnis geblieben, hier zwei Eindrücke aus der bunten Stadt bei Tag & Nacht:

Eindrücke aus Melbourne bei Tag…
… und Nacht

Und du?

Tina: Ich war vor allem abends nach der Konferenz oder in den Pausen in der Nähe zum Konferenzzentrum unterwegs. Da war ich z. B. auch auf dem Victoria Market. Da das Konferenzprogramm sehr voll und eng gefasst war, war es gar nicht so einfach viel von der Stadt zu sehen. Aber ab und zu waren dann auch mal nur Session die für meine Forschung nicht so interessant waren und so konnte man auch mal ein Rugby-Spiel ansehen oder einen Ausflug machen. Hattest du Gelegenheit ein paar Kontakte zu knüpfen?

Florian: Ja, absolut! Wie es momentan aussieht, sind sogar zwei vielversprechende Kollaborationen neben den Kontakten entstanden. Und wie war es bei dir?

Tina: Nachdem ich mit Manfred Weiss vom Helmholtz Zentrum Berlin den Bewerbungsvortrag für die IUCr 2029 in Berlin auf der General Assembly gehalten hatten, kannten plötzliche viele mein Gesicht und wollten mehr über Berlin und Deutschland wissen. Dadurch kam man mit echt vielen Leuten ins Gespräch. Ansonsten habe ich mich sehr gefreut viele bekannte Gesichter zu sehen und fand es auch sehr gut das die DGK so stark vertreten war. Wir haben ja auch beide beim DGK-Stand ausgeholfen und die Werbetrommel für Berlin 2029 gerührt. Freut mich auf jeden Fall sehr das Berlin der Zuschlag für die IUCr 2029 bekommen hat und ich dabei unterstützen konnte. Auch schön war, dass es doch neben uns noch Melanie Nentwich vom DESY auf die Konferenz geschafft hatte und wir mit unserem Jungen Kristallographen Maskottchen noch ein Foto machen konnten.

Das Team den Jungen Kristallographen in Melbourne. V. r. n. l.: Tina Weigel, Florian Meurer und Melanie Nentwich.

Generell muss ich sagen, dass mir die Konferenz sehr gut gefallen hat und ich wirklich viel aus den Präsentationen der Ergebnisse der anderen Teilnehmer mitnehmen konnte. Das Miteinander war durch weg positiv, die Qualität der Beitrag hervorragend und ich denke, dass auch jeder Bereich der Kristallographie umfangreichend vertreten war. Ich habe auch zu meinem Vortrag viel positives Feedback bekommen, dass ich voller Motivation und Tatendrang wieder nach Hause zurückgekehrt bin. Wie ist dein abschließendes Fazit?

Florian: Ich hatte eine sehr tolle Zeit in Melbourne mit vielen neuen Eindrücken, Gesichtern und Konzepten. Den Veranstaltern ist eine wirklich eindrucksvolle Konferenz gelungen, zu der man sie nur beglückwünschen kann. Besonders hat mich die Präsenz indigener Kultur im australischen Alltag ob auf der Konferenz oder in der Stadt überrascht. Alles in allem war es ein kulturell, sowie wissenschaftlich sehr prägendes Erlebnis für mich und ich bin ebenso sehr froh, dass ich diese Reise mit einem Reisestipendium der DGK finanzieren konnte. Tina, vielen Dank für das Gespräch!

Tina: Oh, klingt gut. War schön sich mit dir auszutauschen, Florian