Preisträger des Preises zur Förderung der Interdisziplinarität der Kristallographie

Mit dem Waltrude-und-Friedrich-Liebau-Preis zur Förderung der Interdisziplinarität in der Kristallographie werden Arbeiten ausgezeichnet, in denen entweder Methoden und Betrachtungsweisen der Kristallographie auf Probleme einer anderen Wissenschaft (Partnerwissenschaft) oder Methoden und Betrachtungsweisen einer Partnerwissenschaft auf Probleme der Kristallographie erfolgreich angewendet wurden. Damit trägt der Preis dazu bei, die Verknüpfung der Kristallographie mit anderen Wissenschaften in Lehre und Forschung zu fördern und diese Verknüpfung in der Öffentlichkeit stärker sichtbar zu machen. Weitere Informationen können der Preisordnung entnommen werden.

Preisträger
2022 Juan Manuel García-Ruiz Mineraloge
Die Verleihung würdigt seine grundlegend innovativen Überlegungen zum biologischen Ursprung mikrofossiler Strukturen sowie seine zukunftsweisenden Untersuchungen der chemischen Aktivität selbstorganisierender mineralischer Aggregate, welche zu einem neuen Verständnis der Bedeutung anorganischer Mineralbaueinheiten für die Entstehung von natürlichen biorelevanten Molekülen unter geochemischen Bedingungen beitragen und damit wesentliche Bausteine zur Etablierung einer plausiblen präbiotischen Chemie liefern.
Selbstorganisierende mineralische Aggregate auf Planeten ohne Leben
Ausgewählte Publikationen:
García-Ruiz, J. M., Van Zuilen, M. A. & Bach, W.: Mineral self-organization on a lifeless planet. Physics of Life Reviews, 2020 35, 62-82.
García-Ruiz et al.: Self-Assembled Silica-Carbonate Structures & Detection of Ancient Microfossils. Science 2003, 302, 1194
2021 Gilberto Artioli Kristallograph
Die Verleihung würdigt sein bedeutendes Werk, das auf herausragende Weise Methoden und Erkenntnisse der exakten Naturwissenschaften, insbesondere der Kristallographie, mit wichtigen Fragestellungen sowohl der Kulturwissenschaften, etwa der Erforschung des materiellen Kulturerbes der Menschheit wie der Archäometrie, als auch angewandter Materialwissenschaften wie der Zementforschung verbindet, wobei es ihm in beeindruckender Weise gelingt, seine Ergebnisse und deren Bedeutung einem breiten Publikum verständlich zu vermitteln und dadurch die Bedeutung der Kristallographie weit über ihre Fachgrenzen hinaus sichtbar zu machen.
Anwendung der Kristallographie in der Archäometallurgie: Herkunft des Kupfers und technologische Analyse der Axt des Mannes aus dem Eis
Ausgewählte Publikationen:
„LIA of prehistoric metals in the Central Mediterranean area: a review“, Archaeometry 62, Suppl. 1, 53–85 (2020)
Powder diffraction in art and archaeology“, In: International Tables for Crystallography. Volume H: Powder Diffraction. Chapter 7.4. IUCr-Wiley. 759-766 (2019)
The contribution of mineralogy to cultural heritage“, EMU Notes in Mineralogy, Vol. 20. European Mineralogical Union, Mineralogical Society of Great Britain & Ireland. 448 (2019)
Earth Sciences for Cultural Heritage“, Elements 12, 13-18 (2016)
„Science for the cultural heritage: the contribution of X-ray diffraction“, Rend. Lincei – Scienze Fisiche e Naturali, 24 (Suppl 1), 55-62 (2013)
Scientific methods and the cultural heritage“, Oxford University Press, Oxford. 552 (2010)
2020 Julian Voss-Andreae Bildhauer & Physiker
Die Verleihung würdigt seine bedeutenden künstlerisch-gestaltenden Arbeiten, mit denen es dem durch seinen physikalischen und nicht zuletzt kristallographischen Hintergrund geprägten Preisträger in besonders beeindruckender Weise gelungen ist, mit originellen künstlerischen Mitteln Methoden und Forschungsergebnisse der Kristallographie über Kreise kunstliebender Fachwissenschaftler hinaus einem breiten Publikum zu vermitteln und so im Sinne der Stifter des Preises die transdisziplinäre Bedeutung der Kristallographie, ihrer Methoden und erzielten Forschungsergebnisse auch über die Grenzen der Naturwissenschaften hinaus für ein interessiertes Publikum sichtbar werden zu lassen.
Ausgewählte Proteinskulpturen (von oben links im Uhrzeigersinn): „Heart of Steel“ [menschliches Hämoglobin] in drei Stadien der Oxidation, nach einigen Tagen, einem Monat und mehreren Monaten; „Synergy“ [menschliches Kollagen] an der Rutgers University; „Angel of the West“ [menschlicher Antikörper IgG] am Scripps Research Institute; Nanos [Microcin J25].
Gesamtübersicht der Arbeiten
Ausgewählte Artikel über Proteinskulpturen
2019 Sebastian Bette Chemiker
Die Verleihung würdigt seine bedeutenden wissenschaftlichen Arbeiten, mit denen es dem Preisträger in besonderer Weise gelungen ist, moderne Methoden der Kristallographie, speziell der Röntgenpulverdiffraktometrie, mit Vorgehensweisen der Konservierungswissenschaften, insbesondere bei Ihren Aufgaben des Erhalts und der Restaurierung von archäologischen, ethnologischen, kunsthandwerklichen und künstlerischen Objekten, zum beiderseitigen Vorteil zusammenzuführen.
Gläserner Bierkrug, ca. 1800, mit Kristallbildung im Kontaktbereich zum Deckel
Ausgewählte Publikationen:
„Glass-Induced Lead Corrosion of Heritage Objects: Structural Characterization of K(OH)·2PbCO3“, Inorganic Chemistry (2017), 56, 5762.
On Verdigris, Part I: Synthesis, Crystal Structure Solution and Characterisation of the 1-2-0 phase (Cu3(CH3COO)2(OH)4)“, Dalton Transactions (2017), 46, 14847.
Characterization of a new efflorescence salt on calcareous historic objects stored in wood cabinets: Ca2(CH3COO)(HCOO)(NO3)2·4H2O“, Corrosion Science (2018) 132, 68. (Preprint)
2010 Harry Müller Bildhauer
Die Verleihung würdigt sein künstlerisches Lebenswerk, zu dem kristallographische Betrachtungsweisen als eine wesentliche Quelle des kreativen Schaffens beigetragen haben.
Katalog der Ausstellung zum 50jährigen Berufsjubiläum, Leipzig 2009